101 Jahre Meißner Formel
Für einen Hinkelstein ist er ein bißchen klein, aber auf diesen Feldsteinbrocken wartet auch eine ganz andere ehrenvolle Aufgabe. Er ist der Schlussstein, schließt den Kreis der Feierlichkeiten rund um den hundertsten Entstehungstag der Meißner Formel im vergangenen Jahr. Eigentlich könnte man seinen zukünftigen Standort am Lagerplatz bei Frankershausen bereits sehen, wäre da nicht der Nebel. Verregnet war die Nacht, diesig und feucht der nächste Morgen. Irgendwann ist es so weit. Die Kohten am Meißnerblick bei Orferode sind abgebaut, der Stein auf einen kirchentagserprobten Handwagen verladen. Rund 15 Begleiter aus verschiedenen Bünden hat der Brocken auf seinem Weg. Zille aus dem Zugvogel hat ihn in den vergangenen Wochen filigran bearbeitet. Ein paar Einheimische gaffen, was das wohl für Leute sind, die mit einem Stein auf einem Handwagen wandern. Wenn schon Wagen, dann doch wenigstens mit einem Bierkasten darauf, wird mancher gedacht haben. Vielleicht hatten aber auch alle noch die vielen jungen Leute vom letzten Herbst in Erinnerung, die singend mit Rucksack und Schwarzzelten Richtung Frankershausen zogen.
Zwei Stunden später ist der vertraute Platz erreicht. Als dann aus fünf Kohten und einer Jurte ein kleines Lager entsteht, werden Erinnerungen wach. Auch wenn es kaum 30 Teilnehmer sind, so ist es doch ein Meißnerlager. Ein Fackelzug führt zum ausgewählten Platz neben dem Meißnerstein von 1988. Franca trägt das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse vor. Mit Auszügen aus den Reden der Meißnerfeiern erinnert sie daran, was die Jugendbewegung von Anfang an und noch heute ausmacht. Schon 1913 sagte Knut Ahlborn: „Wir erleben unsere innere Zusammengehörigkeit als einen Kreis von Menschen, die dem Gefühle der Verantwortlichkeit gegen sich selbst und gegen ihre Mitmenschen durchdrungen sind…“ Dem konnten auch im Jahre 101 alle zustimmen. Wilhelm Strählin, Meißnerredner von 1963 kam ebenso zu Wort wie Jürgen Reulecke aus dem Jahr 1988. Dazwischen drückten Lieder und weitere Texte, wie eine Passage aus Paulo Coelhos „Alchimist“ den Geist des Meißners aus.
Um unseren bündischen Nachfolgern etwas mitzugeben, wurde mit dem Stein eine Zeitkapsel versenkt. Darin befanden sich ein Programm der Feier, ein Aufnäher mit dem Meißnerlogo und andere Erinnerungsstücke. Darauf steht nun fest der Stein mit den Zeichen von Wandervögeln, Jungenschaftlern und Pfadfindern, verflochten in einem Kreis, den er jetzt symbolisch als steinerner Zeitzeuge schließt. „Meißner 2013 ist nun offiziell vorbei. Wir übergeben an die nächste Generation der Jugendbewegung. Was bleibt, werden die Kontakte über die einzelnen Bünde hinaus sein.“ Sagte Franca.
Eine Feier in der Jurte beendete den Abend und begann gleichzeitig den neuen Tag. Was kommt nach dem Meißner 2013? Wir machen uns gemeinsam auf den Weg zum Meißner 2038. Diese Fahrt mit dem Stein, war nicht nur das Ende von etwas Großem, sie war auch ein Anfang von etwas Neuem. Wie sie auch sei, wir wagen die Fahrt.