Fast wie Speeddating
Die Dekoration unserer Kohte war gar nicht so schwer, wir hatten uns auf dem Vorbereitungstreffen vom Nordforum schon auf Gitarren und Felle geeinigt. Dazu kamen dann noch ein paar Kerzenständer und die mit Fensterrahmen bemalten Stoffe, die, an die Kohtenwände gehängt, den Eindruck eines Heimes verdeutlichen sollten. Noch ein paar Liederbücher und schon war die Kohte fertig eingerichtet. Man muss sich den Ablauf dann ungefähr folgendermaßen vorstellen: Es gibt drei Sipplinge, die schon länger beim Heimabend dabei sind und auf den ausgebreiteten Fellen und Kissen platzgenommen haben. Dann kommen alle zwei Minuten die zwei bis drei Sipplinge dazu, die noch nicht so lange dabei sind. Sie werden begrüßt und entweder gefragt, ob sie einen Liedwunsch haben, warum sie zu spät seien oder was ihnen an der letzten Fahrt/Großfahrt besonders gefallen hat. Dann verlief alles Weitere je nachdem wie die „Neuen“ und die Schauspieler „der Welt“ so drauf waren. Man merkte hierbei ganz stark, wie unterschiedlich lang einem diese zwei Minuten vorkommen können. Mal verging die Zeit wie im Flug und man hätte sich gerne noch weiter über das angerissene Thema unterhalten oder noch das ein oder andere Lied gesungen. Im anderen Fall waren die Besucher zurückhaltender bei ihren Erzählungen und man musste sich sehr viele Nachfragen und Anstöße ausdenken ;)
Einige kamen herein und hatten in Sekundenschnelle begriffen, dass dies ein Heimabend war, anderen musste man erst mit ein paar weiteren Hinweisen auf die Sprünge helfen und besonders nett war, wenn man zu hören bekam: „Ach wie schön, so etwas hatte ich lange nicht mehr.“ Jede Runde war verschieden, ob es jetzt daran lag, dass die neuen „Sipplinge“ anders gestrickt waren oder man selbst keine Lust hatte, vier Lieder in Folge zu singen.
Die besondere Schwierigkeit lag darin, eine Situation in nur zwei Minuten nachzustellen, die normalerweise einen Zeitraum von zwei Stunden in Anspruch nimmt und in der man man sich gegenseitig meistens schon kennt. Man musste beim Spielen sehr flexibel sein, weil alle zwei Minuten völlig neue Menschen herein kamen. Was ich schön daran fand, war, dass man viele Bünde, deren Gesichter und Auftreten ganz direkt und in anderer Umgebung kennen lernte und sie sogleich mit der Frage löchern durfte: „Was habt ihr auf der letzten Großfahrt gemacht? Wo seid ihr gewesen?“. Schwierig war es manchmal, ein Lied zu finden, das alle kannten und auch singen konnten. Besonders im Hinblick auf die begrenzte Zeit war das ein kritischer Moment.