„Man nehme einen Baum und eine Axt, und schlage alles weg, was nicht wie ein Bogen aussieht.“
Das ist die kürzeste Anleitung für den Bau eines Langbogens, die ich gefunden habe, als ich angefangen habe, mich für den Bogenbau zu interessieren.
Ausgangspunkt war, einen Bogen zu entwickeln, der von unseren Pimpfen in den Gruppenstunden selber gebaut werden kann. Das sollte nicht zu kompliziert sein, da die Handhabung des richtigen Werkzeugs ja viel Erfahrung braucht. Außerdem ist hierbei aber auch viel Kraft und eine gehörige Portion Geduld, beziehungsweise Ausdauer erforderlich, weswegen die Pimpfe alt genug sien sollten. Und schließlich ist eine hohe „Frustrationstoleranz“ (schönes Wort, gelle) nötig, da bei der Arbeit mit Naturstoffen nicht immer alles so läuft, wie man das will.
Da der Bogen auch nicht zu teuer werden sollte (man kann Bogenrohlinge ab 25 Euro das Stück kaufen), haben wir mit „Bogenrohlingen“ aus dem Wald gearbeitet.
Also, los ging es. Wir haben uns Haselnuss-, Eschen- und Bergahornstämme „besorgt“ und diese im frischen Zustand bearbeitet. Dadurch hat man keine Vorlaufzeit und das Holz ist noch weich. Wenn man anschließend das Holz nicht zu schnell trocknet reißt es auch nicht.
Jetzt könnte ich alles haarklein beschreiben, wie unsere Jungs sich durch das Holz gekämpft haben, aber das führt hier zu weit.
Mein Rat ist, dass man sich als Gruppenführer die entsprechenden Internetseiten durchliest und die Filme auf Youtube anschaut. Anschließend baut man einen Langbogen in aller Ruhe selber, um die nötige Erfahrung zu sammeln und dann geht’s los! Lernen durch erfahren.
Als dann die Planung des Meißnerlagers losging, schlug ich vor, dass man das hier auch mal ausprobieren könnte und habe ein paar Rohlinge (ca. 15) geschlagen und das Werkzeug eingepackt. Ich dachte mir, „na wenn so 10 Leute kommen, war’s schon ein Erfolg“. Zum Glück hat sich Bootsmann noch bereit erklärt mitzumachen, so dass ich nicht ganz alleine war.
Auf dem Lagerplatz angekommen blickte ich auf dem prall gefüllten Westforumsplatz in die Runde und schaute dann Panama etwas ratlos an, da ich nicht wusste, wohin unsere Werkstatt gelegt werden sollte. Dieser hat sich dann um die Wiese auf der anderen Seite des Weges gekümmert, auf der man dann auf diversen Luftaufnahmen des Lagers den hellen Fleck der Holzschnipsel erkennen kann (bei ausreichender Vergrößerung).
Hier harrten Bootsmann und ich am ersten Lagertag dann der Dinge und wurden direkt von ca. vierzig Leuten „überrannt“, so dass ich mich umgehend um weitere Bogenrohlinge kümmern musste. Diese durften wir dann, Panama sei Dank, rings herum im Wald schlagen. Nach einigen Einleitungen wurde in unserer Freiluftwerkstatt sofort mit Messern, Beilen, Ziehklingen und Raspeln losgelegt. Am folgenden Morgen wollte ich gemütlich zur Westforums-Morgenrunde gehen, da standen schon die ersten wieder in der „Werkstatt“, da die anderen Foren früher loslegten als wir. So ging das dann fast drei Tage lang. In der ganzen Zeit wurde einiges Holz nach meiner und Bootsmanns Anleitung in Holzschnipsel verwandelt und es entstand auch der ein oder andere schöne Langbogen. Diese konnten auch auf der Schießbahn, welche meine Jungs an dem Kuhstall aufgebaut hatten, ausprobiert werden.
Tatsächlich konnte man während der ganzen Zeit, in der wirklich ständig jemand mit Fragen kam, auch einige Bekanntschaften machen und das ein oder andere nette Gespräch führen. Darüber hinaus hoffe ich, dass der ein oder andere Gruppenführer noch eine Anregung für seine Gruppenarbeit bekommen hat.
So weit, so gut!
Ayen
Hellas