Am Anfang standen viele Fragen, Ideen und Erwartungen.

„Was ist noch lebendig vom Geist der Meißnerfahrer von 1913?“
„Wie gestaltet sich bündisches Leben heute?“
„Was kann ich beitragen?“
„Was kann ich neu entdecken?“
„Wen könnten wir dazuholen?“

Viele Antworten ergaben sich allein aus den Lebensweisen unserer Gruppen und Bünde – um andere mussten und müssen wir uns bemühen.

Die Bünde, Stämme oder Ringe, Pfadfinder, Wandervögel, Jungenschaftler, Lebensreformer, Künstler, Intellektuelle, die sich im Forum Mitte zusammengetan haben repräsentierten ganz verschiedene (bündische) Formen und Gedanken, sie hatten aber eines gemeinsam: Sie alle sind nach wie vor lebendig, gehen auf Fahrt, sind vom eigenen Weg überzeugt, dennoch in Sympathie miteinander verbunden und stets neugierig auf der Suche nach Neuem, Unbekanntem, wissen aber auch Antworten zu geben. 

So war das Forum Mitte eine bunte Mischung bündischer und jugendbewegter Strömungen, Ideen und Persönlichkeiten, aber kein bloßer Jahrmarkt der Möglichkeiten, sondern vielmehr ein gemeinsames Fortbewegen, Suchen, Entdecken, Ringen, Probieren… 

Feuer …

Auf Fahrt gehen,  Musizieren, Gemeinschaft erleben, Natur erfahren, Leben gestalten – in unseren lebendigen und aktiven Bünden ist das Selbst-Tun wichtig, die eigene Aktivität, das echte Erlebnis, die Umsetzung eigener Ideen, eigenes Gestalten. 

In jedem unserer Bünde, in jeder Gemeinschaft werden dabei andere Schwerpunkte gesetzt, prägt sich bündisches Leben unterschiedlich aus, gibt es eigene Modelle der Fahrten-, Gruppen- und Bundesgestaltung, gibt es andere Vorlieben und Moden beim Musizieren, der Kleidung, Ausrüstung und den Fahrtenzielen.

Ebenso gibt aber auch viel Ähnliches, von dem man manches bei anderen sicher erwartet, von einigem aber auch überrascht wird.

Das gemeinsame Lager, die gemeinsame Fahrt, Zeit die wir miteinander verbringen konnten, gab uns die Möglichkeit, all das Gemeinsame, aber auch Unterschiedliches zu entdecken. Zeit die wir oft nicht haben, wenn Begegnungen bei Festen, Singewettstreiten oder auf Fahrt nur kurz und flüchtig sind oder nur wenige, meist Ältere betreffen.

Insbesondere bei der gemeinsamen Fahrt, während der zweitägigen Wanderung hin zum Hohen Meißner, aber auch während der Tage und Abende dort bot sich allen, auch vielen unserer Jüngeren viele Gelegenheiten neue Bekanntschaften zu machen, Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen und neue Impulse und Ideen in die eigenen Gruppen und mitzunehmen.

Einander kennenzulernen ist auch der erste Schritt einander verstehen und schätzen zu lernen. 

Zeit für einander zu haben war uns deshalb ein wesentlicher Faktor. Zeit die tatsächlich für Begegnung, Gespräche und gemeinsame Singerunden da sein sollte. Auch dafür war die Fahrt der ersten zwei Tagen gedacht! Hier bestimmte nicht ein ehrgeiziges Programm, ein voller Terminkalender und viel Ablenkung unseren Tagesablauf, sondern Muse und vorhandene Zeit, die man gerade beim Wandern gut mit Gesprächen, auch in wechselnden Gruppen verbringen konnte. 

Zudem begleitete uns eine wundervolle, abwechselungsreiche Landschaft und Natur und wir folgten einer geschichtlichen Spur. Denn auch 1913 tippelten viele Gruppen auf ihrem Weg zum Hohen Meißner eine ähnliche Route. Auch damals wurde viele Gespräche schon auf dem Weg geführt, einer Erzählung nach sogar die Meißnerformel bei dieser Wanderung entwickelt. 

Feuer lockt an, führt zusammen, bildet einen Mittelpunkt. Die vielen und verschiedenen Lagerfeuer, die brannten, sowohl auf der gemeinsamen Fahrt wie auch auf dem Lager schafften ebensolche Möglichkeiten der Begegnung wie das gemeinsame Wandern.

Ebenso steht das Feuer, wie die Fahrt, für das Ursprüngliche, ja das Archaische, das gerade Jugendliche oft suchen – und in unserer urbanen und organisierten Welt kaum noch finden. Uns war es wichtig diese ursprünglichen Elemente aufzuzeigen, insbesondere auch in ihrer Bedeutung für jugendliches Reifen.

Wir selbst kennen dies alles ja sehr gut, doch in der Gesellschaft ist das Wissen darum offenbar nur noch wenig bekannt.

Das große Meißnertreffen bot uns hierzu Gelegenheit unseren ureigenen Bundes- und Fahrtenstil, aber auch übergreifende Ideen, Erfahrungen und Erfolgsrezepte der Bündischen nicht nur Pfadfindergroßverbänden, sondern auch der Allgemeinheit ein wenig sicht- und erlebbarer zu machen. Z.B. beim Marktplatzsingen in Bad Sooden-Allendorf, aber auch bei den vielen Begegnungen und Gesprächen unterwegs, im Vorfeld bei den Vorbereitungen und auch im Nachgang.

… und Geist 

Geist sprühte schon bald nach der Gründung des Wandervogel bei vielen Aktivitäten. Nicht nur eigenes Leben wollte man gestalten und bereichern, sondern auch Impulse in die Gesellschaft geben. In manchen Bereichen ist es gelungen, am deutlichsten womöglich in der Pädagogik und im Schulischen Bereich, aber durchaus auch in Literatur und Musik. 

Auch heute werden in vielen Bünden kreative Ideen ausprobiert, von jeweils nachwachsenden Generationen Wege neu erkunden, die eigene Person in einem größeren Ganzen wie Natur und Gesellschaft verortet, Wege zur ganzheitlichen Entfaltung von Körper und Seele gesucht und vielerorts, durchaus in Unterscheidung zur Entwicklungstendenz in der Gesellschaft – noch ganz selbständig gedacht. Ja, gerade darauf und auf Kreativität wird bei uns viel Wert gelegt, denn das fordern alleine schon die Fahrten, sind sie doch fortwährendes Abenteuer, das stets neue Herausforderungen bereithält. 

Die gemeinsame Fahrt und das Lager und deren Begegnungsmöglichkeiten haben uns die Gelegenheit geboten Neues zu entdecken, Anregungen mitzunehmen, aber auch in der Begegnung und im gemeinsamen Tun eigene Vorstellungen im Vergleich, in Diskussion und Wettstreit mit anderen zu hinterfragen und neu zu durchdenken. 

Es ging uns im Forum Mitte darum den Geist zu beflügeln, neue Aspekte, Ansatzpunke und Verwandtschaften zu entdecken. Ganz konkret durch:

  • Begegnung mit Künstlern, Literaten, so z.B. Dr. Christophe Fricker
  • Lesungen interessanter Bücher, bzw. einzelner, vielleicht wenig bekannter, aber gerade für uns interessanter Stellen darin
  • Vorträge und Gesprächsrunden zu einer besseren und sinnvolleren Lebensweise und deren Vordenker, wie z.B. Prof. Josef Reichholf und Sascha Liebermann
  • Streitgespräche und Gesprächsrunden zu aktuellen, uns betreffenden gesellschaftlichen Themen
  • Auseinandersetzung mit religiösen Fragen sowie der Möglichkeit für eigene geistlich-geistige Erlebnisse durch entsprechende Angebote, wie  Andachten, Gesprächsrunden usw.