Die Deutsche Wandjugend

Stehen für die Jugendbewegung

Gründung & Historisches

Logo der Deutschen Wandjugend
Die deutsche Wandjugend wurde 1957 auf dem Weltkongress der Freimauer in dem kleinen französischen Ort „Ciment sur-la-Mur“ gegründet. Zum ersten Vorsitzenden wurde Peter M. Auer gewählt. Das damalige Ziel der Wandjugend war die Vorbereitung zur Maurer-Ausbildung durch die so genannte „Wandprobe“ – siehe hierzu den separaten Unterpunkt. Die historische Bedeutung der Wandjugend wird in der breiten Öffentlichkeit oft unterschätzt: die Annahme, die Berliner Mauer sei durch eine friedliche Revolution gefallen, ist schlichtweg falsch. Vielmehr war es das jahrelang aufgebaute Fachwissen der Wandjugend zum Thema „Mauer“, welches den Fall der Mauer erst möglich machte. Der Fall der Berliner Mauer ist übrigens der einzig dokumentierte Fall einer Mauer durch die Wandjugend. Alle anderen Mauern an denen die Wandjugend beteiligt war stehen noch bis heute (siehe „Chinesische Mauer“, “Klagemauer in Jerusalem”, u. v. m.). Mit dem Fall der Berliner Mauer 1989 schloss sich die Deutsche Wandjugend der „Schutzgemeinschaft Deutsche Wand“ als Jugendorganisation an. Zur aktuellen Bundesführerin wurde Tine Wittler – bekannt aus “Einsatz in vier Wänden” – gewählt.

Kluft & Halstuch

Die Deutsche Wandjugend sieht sich der Deutschen Jugendbewegung verbunden und folgt somit auch dem bündischen Brauchtum. Als Kluft trägt die Wandjugend ein betonfarbenes Klufthemd. Das Halstuch der Wandjugend ist Weiß/Orange. Orange steht für die Farbe des bevorzugten Baumaterials der Wandjugend: Backsteine, weiß für die makellose Fuge. Das Halstuch wird zusammengehalten von einer goldenen Maurerkelle. Zusätzlich sind Wandhosen, ein Warett oder eine FuJa (Fugenschaftsjacke) als Bekleidung üblich.

Neben dem Aufnäher mit dem Schriftzug „Wandjugend“ – siehe Foto – ist auf der Kluft auch die jeweilige Kordel der verschiedenen Ränge in der Wandprobe aufbetoniert.

Der Patenmaurer

Da ein junger Wandläufer noch einiges an Anleitung und Hilfe benötigt, damit die Mauern nicht unkontrolliert fallen, gibt es den Patenmaurer.

Dies ist ein ortansässiger Maurer mit eigenem Unternehmen. Damit hat auch eine junge und unerfahrene Wandjugendgruppe die Möglichkeit unter professioneller Anleitung haltbare Mauern zu errichten. Durch seine guten Kontakte hat der Patenmaurer die Möglichkeit der Wandjugend immer wieder lohnenswerte Mauerprojekte zu vermitteln.

Die Aufgabe des Patenmaurers wird ehrenwandlich durchgeführt.

Die Wandprobe

Die Wandprobe stellt einen zentralen Baustein der Deutschen Wandjugend dar. Die 24 Einzel-Blöcke sollen den Jugendlichen alles nötige Wissen vermitteln um in ihrem Alltag als Maurer zu bestehen. Beispiele für die Prüfungen: “Die Ziele und Aufgaben der Wandjugend kennen”, “Wandläuferzeichen” oder ein “Herbarium mit 20 Mauertechniken oder Fugenarten” anlegen. Nachdem 10 Proben erfolgreich abgelegt wurden, darf sich der Wandläufer “Wand-Lehrling” nennen und die mörtelfarbene Kordel auf die Kluft betonieren. 24 erfolgreiche Wandproben berechtigen für den Titel “Wand-Geselle” und eine betonfarbene Kordel. Einige handverlesene Wandläufer werden für besondere Verdienste um die Wandjugend mit der Kruppstahl-Kordel ausgezeichnet.

Überbündische Aktivitäten

Im Allgemeinen versteht sich die Deutsche Wandjugend in ihren Grundfesten als Teil der bündischen Jugendbewegung. So gehören neben Kluft und Halstuch als Teil der bündischen Aktivität auch Lager, Fahrt und Gesang zur Kultur der Wandjugend. Im Gegensatz zu anderen Bünden ist das Schlafen in Schwarzzelten in der deutschen Wandjugend unüblich. Vielmehr werden auf Lager und Fahrt individuelle Behausungen aus den traditionellen Bestandteilen Backstein und Beton errichtet. Im Regelfall bleiben diese neu errichteten Gebäude an Ort und Stelle bestehen, da es gegen den Kodex der Wandjugend verstößt, ebensolche einzureißen (gemäß dem Motto “Stehen damit es Weitergeht”). Somit ist es kaum verwunderlich, dass sich in allen Teilen der Welt, in denen Wandjugendgruppen bereits auf Fahrt waren, immer wieder Überreste solcher individuell errichteten Behausungen finden. Wie auch in anderen Kreisen der bündischen Bewegung wird in der deutschen Wandjugend das Singen von traditionellem Liedgut praktiziert. Neben altbekannten Fahrtenliedern werden auch gerne Kompositionen von ambitionierten Wandjugendmitgliedern vorgetragen. Einige Lieder des bekannten Dichters und Wandjugendlers Frederik Bartin (bac) erlangten sogar überbündischen Bekanntheitsgrad und sind noch heute in aller Munde (z.B. das Lied der “Grenzwandfahrer”, “Wir wollen Backsteine bringen”, “Lasst uns bauen”, “Wenn der Bagger naht”, “Warum bleibt der Betonmischer” und “Heut’ wird die Mauer erbaut”). Darüber hinaus pflegt die deutsche Wandjugend intensiv internationale Partnerschaften mit ausländischen Bünden. So befindet sich die Wandjugend beispielsweise in einem internationalen Dachverband, in dem reger Kontakt mit verbrüderten Gruppen ausgetauscht wird. Weitere Mitglieder dieses Dachverbands sind z.B die Fensterjugend, die Fugenschaft oder die jungen fahrenden Architekten. Im Rahmen eines Austauschprogramms konnten so schon beispielsweise internationale Baucamps mit Inuitgruppen aus Alaska gestaltet werden, wo junge Wandläufer die Kunst des Mauerns mit Eisblöcken erlernen konnten.

Infoschriften “Die Mauer” und “Bau!”

Um sich und seine vielfältigen Aktivitäten um den Mauerbau zu präsentieren, gibt die deutsche Wandjugend eine vierteljährliche Verbandszeitschrift mit dem Namen “Die Mauer” aus. In diesem Heft können alle Wandjugendgruppen von Ihren Projekten, Fahrten und Lagern berichten. Auch werden praktische Tipps zum Mauerbau anschaulich dargestellt.

In größeren und unregelmäßigen Abständen gibt es eine weitere Publikation mit dem Namen “Bau!”. Dieses aufwändiger erstellte Heft soll eine weiterführende Hilfestellung zu allen Aspekten der deutschen Wandjugend geben. Z. B. gibt es konkrete Projektvorstellungen mit Bauanleitung, sowie Liederbücher oder einfach nur Geschichten von Wandläufern für Wandläufern

Besonderheit bei Maurergesellen

Als Besonderheit gilt die in den späten Achtzigern eingeführte Sonderregelung für gelernte Maurergesellen. All jene die sich nach Ihrer erfolgreichen Maurerausbildung auf die Walz begeben, können sich durch eine vorherige Mitgliedschaft in der deutschen Wandjugend, einen Teil Ihrer Reisezeit anrechnen lassen. Diese Regelung wird individuell nach der Mitgliedszeit angewandt.

Lieber Hensel,

vielen Dank für diesen herrlichen Versprecher in deiner Moderation zum Festakt des 100-jährigen Jubiläums des Freideutschen Jugendtages. Wir haben uns im Nachhinein sehr darüber amüsiert.

Ich hoffe du kannst diesen Text, so wie wir, mit einem lachenden Auge lesen – ihr wart zwei großartige Moderatoren!