Mittwoch, 2. Oktober 2013. Ich stehe in der Abenddämmerung auf dem Lagerplatz des Ostforums. Oha! Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Zelte werden und so viele Leute. Jetzt steht das Ostforum hier um mich herum im Kreis. Ein Abend unter uns, so hatten wir es uns zum Auftakt des Meißnerlagers gewünscht. Kurz bevor ich all die Busreisenden, Stämme, Klein- und Großbünde und die versprengten Spontanteilnehmer begrüße, denke ich zurück …

Auf dem Ostforums-Lager im April 2013

Anfang Juli 2009 muss es gewesen sein. Einige Monate nach dem ersten Initiativtreffen auf Schloss Martinfeld, wo die Aufteilung in Regionalforen beschlossen wurde. Und wo popeye und ich (beide DPB) die Idee hatten, ein Berlin-basiertes Ostforum zu planen, kamen wir noch in kleiner Runde zusammen. In einem Pfadfinderheim im Süden Berlins dürften damals schon mehr oder weniger diejenigen dabeigewesen sein, die später den „harten Kern“ des Ostforums bildeten. Damals war uns trotzdem noch gar nicht klar, wohin die Reise gehen würde. (Zum Meißner, schon klar, haha; wobei ja der Platz damals auch noch nicht gemietet war.) Was uns vorschwebte, war ein buntes Unterlager mit Programmbeiträgen der Bünde und des Forums. Ich glaube aber, was uns vor allem bewegte, war die Idee, lauter Bünde und bündische Einzelpersonen aus Berlin und den nun auch nicht mehr so „neuen“ Ländern zusammenzubringen, um ein paar Jahre lang eine Atmosphäre des Austauschs zu schaffen und uns mit unseren Gruppen regional überbündisch zu engagieren.

Vieles davon ist gelungen, einiges weniger: Wir sind ein lebendiges, lustiges, gut vernetztes und vielseitig begabtes Forum geworden; aber wir sind im Grunde auch ein (West)Berliner Forum geblieben. Mag uns am Anfang noch die Hoffnung umgetrieben haben, aus dem Meißner-Ostforum auch den Ort zu machen, an dem Ost und West endlich auch bündisch zusammenwachsen, so muss man am Ende sagen: Das ist nur sehr bedingt gelungen. Ich denke aber, dass auch hier Osten nicht gleich Osten ist. Im Brandenburger Umland von Berlin steckt bündisches Engagement mancherorts in den Kinderschuhen, in Mecklenburg-Vorpommern und vielleicht auch Thüringen ist man schon weiter, wohingegen ich mich frage, ob es in Sachsen-Anhalt überhaupt Bünde gibt. Also, Aufgabe für den Meißner 2038: Schafft ein gesamtdeutsches Ostforum!

Andererseits haben wir alle, denke ich, durch das Ostforum erlebt, dass die bündische Szene in Berlin enger zusammenwachsen ist, vor allem auf der Ebene der aktiven Gruppenleiter. Für die den Jugendbünden schon fast entwachsenen Älteren gibt es eine sehr rege Singerunde in Berlin, aber für die Stämme und Jungenschaften war die Meißnervorbereitung sicher eine Horizonterweiterung.

Vom Ostforums-Lager im April 2014

Nach dem allerersten Treffen kam das Planen: Aushänge in den Unis! Werbung in den Bünden! Ein Meißnertag für Alt und Jung fand im Frühjahr 2010 statt. Hier wurde erstmals schon inhaltlich gearbeitet. Es gab einen winterlichen Singe-Flashmob im verschneiten Tiergarten und einen stetig wachsenden Kreis an Interessierten.

So langsam verfestigten sich die Strukturen. Es stellte sich im Lauf der nächsten zwei Jahre heraus, dass BdP, DPP, ej Wedding, ej Elanto, ej Pegasus und PBW die tragenden Bünde sein würden. Es gab regen Mailaustausch und immer häufiger stattfindende Treffen. Dadurch, dass wir letzten Endes doch alle aus Berlin kamen, konnten wir uns alle zwei Monate, später noch häufiger, an wechselnden Abenden unter der Woche treffen. Dabei begann die inhaltliche Arbeit, anfangs einfach dadurch, dass einzelne Leute interessante Ostforums-Treffen ausrichteten.

Für einen, der diese Treffen regelmäßig leitete, war das nicht immer einfach: Lauter Bünde um sich zu haben, die sich ungern etwas sagen ließen; Termine aushandeln und so oft dazu einladen, bis auch wirklich genug Leute kamen; bei Gesprächskreisen darauf achten, dass auch inhaltlich gearbeitet wurde; bei Berichten aus der Meißnerplanung sich den Mund fusselig reden, bis jeder Bund halbwegs jede Information bekommen hatte; Leute überreden, das nächste Treffen auszurichten und zu gestalten. Manchmal in diesen Jahren dachte ich schon, wir würden nicht vom Fleck kommen und auf dem Meißner zwar einen irgendwie verbundenen Haufen darstellen, aber nicht das Programm abliefern, an dem wir und andere gerne teilnehmen würden.

Da ich andererseits tatsächlich auf jedem bundesweiten Meißner-Vorbereitungswochenende und auf jeder BFV war, konnte ich mich von Zeit zu Zeit damit beruhigen, dass in den anderen Foren auch nicht schneller voranging. Die Kommunikation mit West, Süd, Nord und Mitte war immer super und gerne erinnere ich mich an die Diskussionen über das Für und Wider eines gemeinsamen Lagerthemas. Auch wenn die Foren und ihre Vertreter da unterschiedlicher Meinung waren, hat das uns alle doch spätestens aus der Kennenlern- und Vernetzungs- in die Planungsphase geworfen.

So standen wir bei einem der Ostforumstreffen im Jahr 2012 dann vor der Frage: Was wollen wir inhaltlich auf das Lager bringen, und wie nennen wir das Kind? Es wurde klar, dass das Thema „Grenzen“ alles bot, was wir uns vorstellten, und dass sich darin wiederfand, was wir bisher erarbeitet hatten. Passte ja auch super: Wir als Osttforum, auf einem Lager über den 3. Oktober, aus einer Stadt, wo Oben und Unten, Ost und West, Köfte und Currywurst zum alltäglichen Grenzübertritt einladen – wir sollten uns dem Thema „Grenzen“ widmen. So kam erstaunlich schnell ein tolles Programm zusammen. Warum ging das jetzt auf einmal so schnell?! Es gab ein Wochenende Anfang 2013, auf dem viele unserer AGs für den Meißner generalgeprobt wurden, und wir begannen, unsere ausstehenden Ostforums-Treffen herunterzuzählen. Acht, sieben, sechs… und schon finde ich mich in Gedanken bei der Abschlussbesprechung kurz vor der Abreise wieder.

Dazwischen: Anrufe, Treffen, Mails, Busreisen planen, Programm festklopfen, Bünde vernetzen, Nachzügler auf den neusten Stand bringen, sogar noch neue Bünde einbinden. Buchstäblich bis zum letzten Tag Zu- und Absagen für die Reisebusse. Dass das Vierteljahr vor dem Meißner für mich von Dauerstress geprägt war, ist aber schon fast vergessen wie ein flüchtiger Traum. Kein Albtraum, aber einer dieser Träume, aus denen der Forumssprecher verschwitzt und unruhig aufwacht, noch verwirrt, aber sicher, dass alles gut wird.

Mittwoch, 2. Oktober 2013. Ich stehe in der Abenddämmerung auf dem Lagerplatz des Ostforums. In der Nacht sind die letzten Teilnehmer angekommen. Das Lager ist eröffnet. Jetzt steht das Ostforum hier um mich herum im Kreis, ein Abend unter uns, so hatten wir es uns zum Auftakt des Meißnerlagers gewünscht. Vor uns liegen große Tage. Endlich werden wir wissen, woran wir so lang gearbeitet haben. Wir Berliner haben uns neu kennengelernt und ein tolles Programm mitgebracht. Während ich gleich alle begrüßen werde, denke ich zurück. Was für ein Weg! Meißner-Ostforum: Es hat sich wahrlich gelohnt.