Wie war das jetzt noch einmal zu Beginn?

Es gibt Menschen, die oft an alles denken und auch Termine immer fest im Griff haben. Es gibt Treffen, da spielen Termine und Ziele eine erinnernde und verbindliche Rolle. Und es gibt Menschen, die nehmen regelmäßig, zufällig oder neu an solchen Treffen mit solchen Menschen teil. 2008 stand der RjB im Zeichen des 100-jährigen Jubiläums des Meißner-Treffens, da dort wohl jemand daran gedacht hatte, dass in einem halben Jahrzehnt dieses zu feiern sei.

Über drei Treffen – zwei reguläre, für Gäste geöffnete RJB-Treffen und eine zusätzliche Meißner-Info-Veranstaltung – konnte man sich dem Thema und der Geschichte der Jugendbewegung noch einmal nähern und den Austausch suchen und finden. Das letzte dieser drei Treffen hatte ein erstes eigenständiges Meißner-Vorbereitungstreffen im Visier.

Die Absichtserklärung zur Organisation übernahmen dann, vielleicht überraschend, junge Bundesführer zum Großteil aus Gastbünden des RjB (ej tyrker, PS Grauer Reiter, Waldjugend und Zugvogel).

Wozu eigentlich diese Bundesführerversammlungen?

Das erste Treffen wurde durch den RjB initiiert. Schließlich übernahmen bölkes (Zugvogel) und ich die angekündigte Organisation und schlossen uns mit veilchen (DPB), dem ersten Gastgeber zusammen. Es war eine eher spontane Entscheidung in einer Pause einer der RjB-Trefffen, die wir als Gäste besuchten. Wir waren in einer bunten Runde in einem gemeinsamen Zimmer untergebracht.  Ein Wort ergab das andere und wir sponnen vor unseren geistigen Augen offene, aktive Meißnervorbereitungen, bei denen sich jeder Gehör verschaffen kann, man niemanden kennen muss, und bei denen jeder das Gefühl und den Raum erhält sich einbringen zu können.

Die folgenden Treffen führten uns durch unterschiedliche Bundeszentren oder bündische Orte. Diese wollten wir als wichtigen Nebeneffekt kennenlernen. Unterwegs sein, über den Tellerrand schauen und im Austausch bleiben.

Die Organisation war anfangs nicht in festen Händen. Der Koordinationskreis fand sich am Ende des zweiten Treffens in Hofgeismar.

Einige Strukturen des ersten Treffens haben sich allerdings bis zum letzten Treffen durchgezogen. Wir wollten eine gemeinsame Atmosphäre schaffen und weg von großen Runden, in denen man sich übermüdet die Köpfe heiß diskutiert; in denen jeder zu jedem Thema noch ein Statement abgeben möchte, muss, soll, kann… Während der Freitag zur Anreise, einem Mitbring-Buffet und zum ersten Austausch genutzt wurde, stand der Samstag im Zeichen der Erarbeitung. So oft es ging, wurde in kleineren Runden gearbeitet. Viele Abläufe wurden spontan vor Ort angepasst. Es gab im Laufe der Zeit unterschiedliche Arbeitsgruppen, die sich im kleinen austauschen und weiterentwickeln oder dann auch im Plenum präsentieren und diskutieren wollten. Die Runde war dabei sehr gemischt: Meist waren Vertreter von 30 bis 45 Bünden anwesend.

Sonntags traf man sich zur eigentlichen Bundesführerversammlung. Inhalte des Samstags sowie weitere organisatorischen Themen wurden hier abgestimmt und zu Protokoll gegeben. Dabei konnte man die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen und Gesprächen des Vortags nutzen. Nebenbei löste der allgemeine Drang zum Aufbruch eine gewisse Bereitschaft zur Zurückhaltung in Diskussionen aus. Anfangs musste man das noch stärker lernen. Froh über die Kürze der anstrengenden Abstimmungsphase, trennte man sich aber leider oft etwas gehetzt und gestresst.

Wie entwickelten sich die Vorbereitungen?

Kurz vor unserem Jubiläum haben wir uns schließlich zweimal im Jahr zur Bundesführerversammlung getroffen und hatten zudem fünf mehr oder weniger regional engagierte Foren. Die Foren waren nach Ost, Süd, West, Nord und der Mitte verteilt. Inhalte, Bundesfreundschaften oder der frühere oder spätere Entschluss zur Mitgestaltung öffnete dabei die regionale Struktur etwas. Die Foren arbeiteten jeweils unterschiedlich und brachten ihre Inhalte, Ideen und Schwerpunkte bei den Bundesführerversammlungen zusammen.

Eine weitere Säule waren die Zentren. Zu einem Zentrum haben sich Gruppen, einzelne Bündische oder ganze Bünde zusammengeschlossen, die sich ein spezielles Thema erarbeiten wollten. Unsere Zentren waren das Musische Zentrum, das Christliche Zentrum, das Zentrum Meißnerformel sowie das Zentrum Tabubruch. Bundes„zentren“ hatten der DPB und der DPV. Eine ergänzende feste Arbeitsgruppe übernahm den Schwerpunkt „Meißnererklärung“ und arbeitete der Bundesführerversammlung zu.

RJB-Treffen mit Meißner- Schwerpunkt und Öffnung für Gäste:

Februar, Juli, November 2008

Bundesführerversammlungen:

Worum ging es da eigentlich die ganze Zeit? Wie war die Stimmung?

Die Diskussionsschwerpunkte veränderten sich immer wieder, die Stimmung auch und obwohl nicht immer die gleichen Leute zusammenkamen, wuchs die Runde im Laufe der Zeit stark zusammen.

Anfangs wurde sehr über Organisatorisches gesprochen: Wie viele Menschen? Welcher Platz? Was wissen und brauchen wir von 1988? Gibt es Teilnehmerzahl- und Altersbeschränkungen? Es war eine kleine Herausforderung, die Runde zu inhaltlichen Gedanken und neuen Spinnererein zu bewegen.

Erschwerend kamen die innerbündischen Diskrepanzen zwischen den Bünden hinzu. Schon das zweite Treffen wurde davon überschwemmt und zwang zu sehr emotionalen Gesprächen. Losgelöste Ideensammlungen für 2013 waren dabei kaum möglich. Auch das Thema „Wie viel 88 brauchen und wollen wir 2013“ schwang immer wieder mit, gemeinsam mit Diskussionen um das Alter der Anwesenden und Planenden.

Viele brachten Sorge mit, von Älteren vorbestimmt zu werden und keine neuen Entscheidungen treffen zu können. Jeder übereifrige Kommentar von erfahrenen 88er-Fahrern bestätigte diese Befürchtungen anfangs. Andere sorgten sich darum, dass alleine über Altersphänomene zu sprechen Spaltungen im Denken voneinander und Umgang miteinander hervorbringen könnte.

Mit der Zeit wurde das Durchschnittsalter in den Vorbereitungsrunden dann immer jünger. Auch in der Lagermannschaft waren nur sehr wenige Bündischen über 35 verteten. Und jeder „Ältere“ hatte einen ebenso bedeutenden und passenden Platz wie jeder „Jüngere“.

Später ging es, ähnlich emotional, eher um Themen wie Alkohol, Nikotin und die Meißnerformel und schließlich um die Anmeldemoral der Teilnehmer und die Rollen- und Aufgabenverteilung der einzelnen Bereiche. Ach ja: Über die Redner konnte man auch herrlich diskutieren …

In den Anfängen wurde durchaus schon einmal ein harter Tonfall gewählt, die Redezeit bis auf das Äußerste ausgereizt und die Einhaltung von Regeln vehement gefordert. Die letzten Treffen waren dagegen sehr viel ruhiger. Kaum ausufernde Redeexzesse oder zurechtweisende Wichtigtuerei. In der Runde herrschte überwiegend ein Vertrauen ineinander. Ein wenig konnte man das Gefühl haben, dass man sich an die Macken aller gewöhnt hatte und der bevorstehende Abschied von langjährigen „Gegenspielern“ schon fast traurig stimmte.

Während ich anfangs noch angespannter auf ein Treffen blickte, konnte ich mich mit wachsendem Selbstverständnis aller für die Abläufe mit der Zeit entspannen. Zu Beginn hatte ich Sorge, wann und wie Emotionen hochkochen könnten, welche Strukturen wir setzen könnten, um Inhalte und Persönlichkeiten durch den Prozess zu führen.

Von Treffen zu Treffen wuchs das Vertrauen in die Dynamik der Wochenenden und auch etwas in die eigenen Fähigkeiten. Es gab sogar Gelassenheit, Humor und Pausen trotz Planänderungen, persönlichen Bauchschmerzen oder wichtigen Wünschen einzelner, Protokollbeschlüssen der Vergangenheit, Gastgeberregelungen oder ausreichender Verpflegung, etc..

Kurz vor dem Meißner und kurz danach war die Stimmung allerdings auch am angespanntesten. Nicht während der Treffen, aber drum herum. Die Arbeitskapazitäten waren enorm, der Druck vor dem, was kommen sollte, und die Verantwortung nicht greifbar. Die Aufgabenbereiche überschnitten sich und Teilnehmer stellten über alle Kanäle die seltsamsten Anfragen. Wir kamen an einigen Ecken nicht hinterher, was die Anspannung noch einmal erhöhte.

Nach dem großen Lager gingen die Anfragen explosionsartig weiter, wir kamen nach wie vor nicht immer nach, die Aufgaben waren noch überlappender und die fehlenden Strukturen für die Zeit danach, brachte ein wenig Aufregung in die ein oder andere Diskussion. Auch diese Dokumentation entstand unter großem zeitlichen Aufwand, im Loch des Nach-Meißners, im Zeitdruck der Abrechnungen und dem Gerangel um Mitstreiter, rechtliche oder innere Verantwortung und Artikel.

Und die Ergebnisse?

Ein langer Prozess, der von einer kleinen Runde getragen wurde, war die Meißnererklärung. Eine der frühesten Arbeitsgruppen, die von einer kleinen Runde bis zum Ende durchgetragen wurde.

Die Idee des Marktplatzes entstand ebenfalls recht früh und gelangte über das Nordforum 2011 in die BFV. Sie wurde begeistert angenommen und von da an nie mehr in Frage gestellt.

Dort wurde mit ebendem Jubel das Emblem des Meißners von andy aus der ej horte bewundert. Die vorherigen Ideen zu potentiellen Emblemen trafen nicht die Überzeugung der BFV. Und dann kam andy, der zuvor kaum in Erscheinung getreten war, mit seiner Idee, die, auch wenn die Farben noch im Nachgang angepasst wurden, zum Erkennungszeichen des Meißner2013 wurde.

Auch zum Alkoholkonsum auf dem Meißnerlager wurde kontrovers und ausführlich diskutiert. Eine kleine Runde formulierte sehr konsequente Anträge, die als Diskussionsgrundlage für weitere Treffen zu unserem letztendlichen Umgang mit Alkohol und Pinten führten.

Ein wiederkehrendes Thema stellte aber auch die Frage zu Meißneraufnähern da. Mehrfach abgelehnt, wurden sie dennoch am Ende nach Initiative eines Einzelnen gestickt. Je höher die Motivation, desto höher die Chance, dass etwas daraus wird …

Eher langwierig und schleppend begleitete uns die Debatte um die Festredner. Erst fehlten die populären, dann die internen und schließlich doch wieder die populären und dann war das mit den jüngeren doch nicht so ausreichend. Kurz vor dem Lager kam selbst ein langfristig feststehender Redner wieder ins Schwanken, da eardy kurzfristig operiert werden musste. Schön war es da, dass es dann auch einig und klar gehen konnte und Tom bereit war zu uns zu sprechen.

Nie diskutiert, aber immer bewundert wurde die Idee des Forums Mitte, das Lager zu erwandern und erst später hinzuzustoßen. Für alle war es sicher ein überwältigender Moment, das Forum ankommen zu sehen. Endlich komplett. Die Möglichkeiten, die das Forum bieten konnte, da es erst später entstand und in den Planungen flexibler blieb, war für alle, die planten oder kurzfristig teilnehmen wollten, eine wertvolle Ergänzung der „Meißner2013-Idee“.

So gibt es noch viele Themen, die sich überraschend oder eher nervenzehrend durch die Meißnerjahre zogen. Manche finden sich vielleicht in anderen Artikeln wieder, manche zwischen den Zeilen und von anderen wird man möglicherweise 2048 zu hören bekommen …

Was war – Was kommt – Was sollte sein?

Die fünf Jahre der Bundesführerversammlungen waren ein spannender Austausch zwischen vielen und unterschiedlichen Bünden. Es brachte aktive regionale Ideen und Projekte, die ein paar weitere Jahre Energie und Früchte bringen werden. Das große Interesse am Anderen brachte eine erstaunliche Stärke für das Eigene mit sich.

Die Bünde scheinen selbstbewusster zu sein denn je und dabei mit Leichtigkeit über sich und mögliche Veränderungen nachdenken zu können. Zumindest hier und da schwappt dieser Eindruck herüber.

Ein Lager für und von denen, die da waren, ein Jubiläum, das für Bund und Einzelne eine Bedeutung trägt, die kritisch hinterfragt wird – Unser Meißner2013 war fünf Jahre gemeinsame Arbeit. Die fünf Tage auf dem Hohen Meißner waren das Ergebnis. Jeder, der „nur“ dort sein konnte, hat eine wahnsinnig intensive Zeit an sich vorbeigehen lassen, in der wir alle gewachsen (und auch älter geworden) sind.

Es hat sich gelohnt, Meißner2013 gemeinsam zu feiern. Es war stärkend, die Rollen zu klären und zu finden. Auf 88er Wissen zu bauen, aber den Mut zur Verantwortung an „Neue“ zu geben. Unerfahrene machen lassen und Überraschung zulassen. Das hat unser fünf Jahre währendes Meißner2013 ausgemacht.

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